Maschinell lesbar
Möglicherweise habe ich mich arbeitslos gemacht. Zumindest als Deppenkolumnenschreiber. Künstliche Intelligenz kann das genauso. Zwar nicht sofort, da kam auf meine Aufforderung „ChatGPT, schreib mir doch bitte eine Kolumne über dich!“ von der intelligenten Schreibmaschine nur ein lobhudelnder PR-Text. Keine Gefahr, schließlich bin ich keine Werbeagentur, dachte ich da noch.
Dann übermittelte ich der Schreibmaschine aber ein paar alte Deppenkolumnen, damit sie sich in den Stil eingrooven kann. Das war ein Fehler. Jetzt spuckte sie Folgendes aus:
Als ich ChatGPT zum ersten Mal ausprobierte, dachte ich mir noch: Wow, das ist ja fast so, als hätte man einen echten Menschen am anderen Ende der Leitung. Aber je länger ich mit diesem Ding gechattet habe, desto mehr fühlte es sich an, als würde ich mich mit einem Zombie unterhalten.
Ich meine, klar, ChatGPT ist in der Lage, menschenähnliche Sätze zu formulieren und auf Fragen zu antworten. Aber wenn man genauer hinschaut, merkt man schnell, dass da kein Fünkchen Leben drinsteckt. Es ist alles nur vorgetäuschte Intelligenz, die auf bestimmte Wortkombinationen reagiert. Echte Emotionen oder echtes Verständnis für das, was man sagt, sucht man bei ChatGPT vergebens. Deswegen werde ich mich immer für echte Menschen entscheiden, wenn es um wirklich tiefgründige Gespräche geht.
Da habe ich schon schlechtere und unkritischere Kolumnen geschrieben.
Inzwischen tröste ich mich mit dem Gedanken, dass dieses Chat-Dingens wenigstens nicht fähig ist, sich blöd zu stellen. Noch nicht einmal Kommafehler unterlaufen ihm.
Vielleicht haben wir doch noch eine Daseinsberechtigung. Als Deppen.
Gute Noten für Spammer
„Bist du nicht der Trottel im Netz?“
„Nein, der Depp im Web!“ „
Ach so, na dann: Servus Trottel, bis zum nächsten Mal.“
Das nervt. Jemanden mit falschem Namen ansprechen. Damit kann man einen fertig machen. Da bröckelt das Selbstbewusstsein. Am Ende gibt man auf und zieht Leine.
Bei der künstlichen Intelligenz und deren Fans scheint das ähnlich zu sein. Ein paar fränkisch Sozialisierte haben neulich immer ChadGPT statt ChatGPT geschrieben. Das hat die KI ins Schleudern gebracht . Da versteht sie nichts mehr, schließlich ist sie auf korrekte Rechtschreibung programmiert. Von einer D-T-Schwäche hat sie nichts gehört. Und wenn die nicht regelmäßig auftritt und jemand nicht konsequent ein weiches D statt einem harten D verwendet, dann kann sie noch nicht mal dazu lernen.
Blöderweise gibt es aber auch Menschen die auf Rechtschreibung Wert legen. Lehrer zum Beispiel. Da hat man dann die wichtigsten Probleme der Menschheit gelöst und anstatt, dass sie einen für den Nobelpreis vorschlagen, geben sie einem nur eine 2 minus, weil irgendwo ein paar Kommas gefehlt haben.
Bislang konnten solche Pädagogen darauf verweisen, dass man nicht nur Ungebildete, sondern auch Spammer an mangelnder Rechtschreibung erkennt. Bei unverlangten Mails, etwa von irgendwelchen Prinzen aus Nigeria, war das hilfreich. Die waren meist doch eher holprig übersetzt.
In Zukunft kann der Absender aber mit KI-Hilfe um 1000 Dollar ersuchen, damit er mir danach zehn Prozent seines Erbes überlassen kann. Und die KI macht halt nicht nur keine Fehler, sie checkt auch das Profil des Empfängers. Wenn sie einen also mit den Worten anspricht: „Lieber Herr Depp, ich bin da in Schwulitäten….“ dann könnte man schon schwach werden. Verdächtig wäre dann eher, dass der “Prinz“ keinen einzigen Rechtschreibfehler gemacht und alle Kommas korrekt gesetzt hat. Dann kann man ihm antworten: „Ich heiße Trottel, du Knalltüte! Trottel mit D wie Deodor!
Hatschi!
Ein paar Allergien braucht man heutzutage. Gehört zum guten Ton. Zum Nachweis von Sensibilität.
Das geht auch ohne Birkenpollen oder Hausstaub. Ich bin zum Beispiel allergisch auf die Musik, die sie in Bayern 3 oder Antenne Bayern spielen. Aber auch auf bestimmte Begriffe. Vor allem auf Klugscheißerslang. Etwa bei jenen Wichtigs, die offenbar nur Karriere gemacht haben, um ein paar Mal „tatsächlich“ in irgendein Mikrofon flöten zu dürfen. Sagt zwar nichts aus, gehört aber wohl zum Nachweis von Kompetenz.
Bei X (vormals: Twitter), wo ich trotz Elon Musk mitunter noch unterwegs bin, schreiben die gleichen Klugscheißer am Ende ihres ersten Tweets häufig: „ein Thread“. Will heißen: Da kommt noch mehr. Am Anfang habe ich mich immer brav durchgeklickt. Aber irgendwann merkt man, da stehlen einem bloß selbst ernannte Experten die Zeit. Wenn einer „ein Thread“ schreibt, dann geht es mir mittllerweile genauso wie wenn „Viva la Vida“ aus dem Radio dudelt: sofort umschalten, sonst krieg ich Pusteln!
Dass die von Facebook und Instagram angebotenen Twitter/X-Alternative ausgerechnet „Threads“ heißt, hat mich davon abgehalten, da beizutreten. Das ging mit ein paar Tricks und ein bisschen Gefrickel auch in Deutschland kurzzeitig. Inzwischen ist das Schlupfloch gestopft. Der Aufwand wäre also für die Katz gewesen.
Ein allergischer Depp ist offenbar nur ein halber Depp.
From Station to Station
Werden die Jungen immer blöder? Ältere haben das schon gemutmaßt als ich noch jung war. Lag vielleicht an mir. Vielleicht gehört dieser Verdacht aber auch zum Älterwerden.
Aktuell ist die Jugend wieder mal nicht die hellste. In einer aktuellen Studie der Kultusministerkonferenz (die freilich auch mal unter die Lupe gehört, aber das nur nebenbei) kam heraus, dass die jetzigen Neuntklässler einen oft gar nicht mehr verstehen, wenn man mit ihnen redet. Demzufolge scheitern sie schon im Fach Zuhören. Immer nur Bahnhof, da schaltet der Youngster halt ab.
Dafür können sie Englisch besser als frühere Jahrgänge. Das liegt offenbar daran, dass sie verschärft vor irgendwelchen Bildschirmen hocken, und da ist dann halt vieles auf Englisch.
Unsereins tut sich da eher etwas hart. Beim Surfen muss ich öfter mal den Google-Übersetzer bemühen, der allerdings etwas holprig und ziemlich unpersönlich daher kommt. Umso erfreuter war ich, als das Fürther Satireorgan „Postillon“ das Übersetzungstool DeppL präsentierte. Das ist was für meines Enkels Opa, jubelte ich.
Die Funktion ist selbsterklärend. Also deppenkompatibel. Man tippt links was ein, klickt auf „übersetzen“ und rechts kommt das Ergebnis. So liiebe ich das. Kein Brimborium, keine Werbung, keine In-App-Käufe, keine Abos, kein Zusatzschnickschnack. Also ließ ich das Tool gleich mal eine Botschaft an das hier eventuell mitlesende internationale Publikum translaten. Hier ist sie:
Love readers of the magazine Six and Sick, come see good through the vinter and loser sigh, despite the widdersome understandings, their humor knot.
Angeblich sei da einiges nicht richtig, wurde mir von polyglotten Zeitgenossen signalisiert. Beim „Postillion“ wiederum erklärte man mir, wenn es richtig sei, dann sei es falsch. Jetzt verstehe ich gar nichts mehr.
Wie so ein kleiner Neuntklässler.